Dein Impuls-Adventskalender

für Herz und Seele

Türchen Nr. 21

Eine Impulsgeschichte für dich:

2 Regentropfen

Es war einmal eine dicke gemütliche Regenwolke. Viele Tropfen und Tröpfchen hatte sie aufgenommen und segelte nun langsam und behäbig am Himmel entlang, sanft von Wind und warmen Luftschichten getragen. Die Tropfen in ihrem Innern schwirrten hin und her, um sich kennenzulernen.

Zwei Tropfen, die die Sonne aus einem kleinen See herausgeküsst und auf ihren Strahlen bis zu dieser Wolke geführt hatte, blieben meist nahe beieinander. Auch wenn sie mit anderen Tropfen redeten oder sich einer größeren Gruppe anschlossen, fühlten sie sich doch verbunden, fanden einander immer wieder und freuten sich ihres inneren Verbundenseins.


Eines Tages sagte die Wolke zu ihren Tropfen: „Bald werde ich einige von euch auf die Erde zurücksenden. Es gibt dort unten Menschen, die auf euch warten, weil die Felder trocken sind.“ Die beiden Tropfen schauten sich an – bedeutete das etwa Trennung? Etwas beklommen schwammen sie nebeneinander, ihnen fiel nichts Rechtes ein, das sie noch tun konnten. Immer öfter tauschten sie bange Blicke. Und dann, an einem besonders warmen Tag öffnete die Wolke ihren Mund und entließ einen Teil ihrer wässrigen Last.


Die beiden Tropfen konnten sich gerade noch eine gute Reise wünschen, sich zuwinken und geschehen lassen, was geschah. Der große Tropfen fiel mit den anderen zur Erde, doch der kleinere war noch sehr leicht und der Wolke sehr nahe. Als diese ihren Mund wieder schloss, sog sie ihn wieder in sich ein. So segelte er noch weiter mit der Wolke am Himmel entlang. Ein bisschen traurig sah er aus, jetzt, da er seinen Gefährten weit entfernt von sich wusste. Wenn keiner schaute, weinte er ein bisschen. Regentropfen verlieren ihre Tränen jedoch nicht, sondern werden durch sie nur größer und schwerer.


Als die Wolke beim nächsten Mal ihren Mund öffnete, um ihr Segen spendendes Nass auf die Erde zu senden, war auch der kleine Tropfen mit dabei. Er purzelte kopfüber in einen Bach, der ihn glucksend in Empfang nahm und lustig weitertrug. Ganz wirr wurde dem Tropfen, als es an den vielen Steinen vorbei bergab ging. Doch dann wurde das Tempo gemächlicher, und er hatte Zeit, sich genauer umzuschauen. Über sich entdeckte er Boote und war stolz, dass er helfen durfte, sie zu tragen. Nach langer Zeit hatte er das Gefühl, gar nicht mehr zu fließen, sondern eher gewiegt zu werden. Die anderen Tropfen erzählten ihm, dass er nun im Meer sei. Neugierig schaute er sich um – so viele Brüder, Schwestern und Freunde hatte er. Das machte ihn richtig glücklich.


Und plötzlich stieß er einen Freudenschrei aus – da war ja auch sein Freund aus dem See wieder. Die beiden schwammen aufeinander zu und erzählten sich ihre Erlebnisse. Und wenn die Sonne sie nicht erneut mit ihren Strahlenfingern zu einer Wolke getragen hat, so schwimmen sie noch heute gemeinsam im Meer. 



Ich hoffe, dir gefällt diese Geschichte auch so gut wie mir. Wenn Du magst, kannst du mir hier gerne einen Kommentar dazu schreiben.

Brigitte